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(Nacht-) Leben
in Eutin
Eine wahre Geschichte
Eutin! Hier pulsiert das Leben - von den meisten allerdings unbemerkt. Diese Stadt mit
ihren freundlichen und allem Neuen aufgeschlossenen Bewohnern und seinem heilklimatischen
Flair zieht mich immer wieder in ihren Bann.
Meine Wege im Zentrum Ostholsteins führen mich durch die beschauliche Fußgängerzone
mit den vielen kleinen Geschäften, in denen die Besucher ausgefallene Geschenke oder in
Eutins größtem Kaufhaus LMK auch die "latest fashion" erstehen können.
Im nie versiegenden Strom der Menschenmassen lasse ich mich auf den zugigen Marktplatz
treiben, an dem einige renommierte Ladenketten (Schlecker, Kloppenburg), ihren
privilegierten Sitz gefunden haben und zum exklusiven Shopping einladen.
Im Café de Büx in der Lübecker Straße mache ich einen
Stop, um mich bei einem Cappucino oder einer heißen Schokolade vom Kleinstadttrubel zu
erholen. Hier in Eutins Szenetreff klingeln die Handys (man ist vielbeschäftigt in
Eutin), und die wichtigen Gäste plauschen über die neusten Trends oder die kleinen
Skandale ("Wer mit wem gegen wen ...").
Gestreßte Schüler erholen sich hier in ihren, oft selbst genommenen Freistunden vom
ach-so-nervenaufreibenden Schulalltag ("Welcher Lehrer wen wieder
"fertiggemacht" hat").
Noch benommen von diesen Eindrücken führt mich mein Weg weiter in eines der zwei
Eutiner Kinos, das Cinema-Center. Versunken im plüschigen Kinosessel lasse ich es mir in
heimeliger Atmosphäre bei einem der hier gezeigten Mainstream-Blockbusterfilme und einem
per Knopfdruck bestellten Eis oder einer Cola gutgehen. So ertrage ich auch gelassen das
schallende Gelächter in der Reihe hinter mir, das mit schöner Regelmäßigkeit bei der
seit fünf Jahren immer gleichen Langnesewerbung einsetzt. Nachdem ich von
"Thommy", dem freundlichen Pächter dieses Eutiner Filmpalastes, persönlich in die Nacht verabschiedet wurde, setze ich mich im Stadtgraben
(dem zentralen Parkplatz) in mein Strafzettel-verziertes Automobil und cruise die Plöner
Straße hinunter. Vorbei gehts am Weber-Gymnasium, dem städtischen Kultur-(H)ort
hinauf zur Mühle, deren Silhouette sich linker Hand unheimlich in den Nachthimmel
hebt. Hier ist die Zeit stehengeblieben, im antiken Mobiliar räkeln sich Neu-, Alt- und
Exhippies, die bei "handgemachter Musik" ihren wehmütigen Erinnerungen
nachhängen ("Wer wann in Woodstock in welcher Besetzung ...").
Zu fortgeschrittener Stunde und bei entsprechendem Alkoholpegel treibt es mich noch ins
Tam Tam, die Eutiner Disco. Hier trifft sich das tanzwütige Volk aus ganz
Schleswig-Holstein, das sich bei neckischen Partyspielen zwangsläufig näherkommt. Und
auch die Mitglieder eines berüchtigten Ostholsteiner Automobilclubs kann man dann und
wann unter der illustren Schar der Discothekenbesucher ausfindig machen.
Einmal im Jahr erreicht das gesellige Leben Eutins seinen definitiven Höhepunkt: Das
Stadtfest!
Die gesamte Bevölkerung und zahlreichen Touristen sind an diesen Tagen Ende August auf
den Beinen. Man tanzt zur massentauglichen Musik der Billig-Bands, die auf dem Marktplatz
spielen, ergattert eines der zahlreichen Schnäppchen, die an den Ständen in der
Innenstadt angeboten werden, oder bahnt sich seinen Weg durch das Menschengewühl zum
nächsten dicht umlagerten Bierstand.
Würdigen Abschluß findet das Fest des Jahres mit einem gigantischen Feuerwerk über
dem Eutiner See, das diese kleine Stadt in einem ungekannten Glanz erstrahlen läßt.
Wer also bislang glaubte, Eutin sei eine "Residenz der Langeweile", der muß
sein Urteil nun revidieren, oder? |
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